Mut braucht Verletzlichkeit

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Mutig sein heisst verletzlich sein. Denn wer mutig ist, geht das Risiko ein, verletzt zu werden. Wenn nichts schief gehen kann, braucht es keinen Mut. Experimentieren, etwas wagen, sich exponieren braucht Mut. Weil man scheitern, sich lächerlich oder zurückgewiesen werden kann. Aber nur wer die Komfortzone verlässt, kann lernen und wachsen. Ausserhalb der Komfortzone, wo Sie keine Erfahrungen oder Expertise haben. Dort, wo Sie eben verletzlich sind. Machen Sie es sich zur Gewohnheit, sich zu überwinden. Brisanter formuliert; gewöhnen Sie sich dran, verletzlich zu sein. Hand aufs Herz: Wann haben Sie sich zum letzten Mal exponiert und etwas zum ersten Mal gemacht?

Als Führungsperson wollen Sie eine Kultur schaffen, die es Menschen ermöglicht und erleichtert, ihre Komfortzone zu verlassen. Sorgen Sie dafür, dass Leute nicht ausgelacht werden, wenn Sie Ihre Gedanken teilen. Achten Sie dabei genau auf Ihr Verhalten. Ärgern Sie sich, wenn «dumme» Fragen kommen? Verlieren Sie die Geduld, wenn jemand die Sachlage nicht sofort kapiert? Werden Sie aggressiv, wenn jemand Ihre Meinung nicht teilt? 

Wie reagieren Sie, wenn ein Projekt in Schieflage gerät, wenn jemand scheitert oder einen Fehler macht? Welches ist Ihre erste Reaktion? «Was hast du nur gemacht? Wie konntest du nur? Warum hast du nicht ...?» Oder ziehen Sie einfach die Konsequenz und geben diesem Mitarbeitenden aus Prinzip keine Projektleitung mehr? Sie könnten doch auch einfach fragen: «Wie hätte ich dich besser unterstützen können?»

Führungspersonen mit einem Leadership Mindset laden Ihre Kollegen und Mitarbeitenden aktiv dazu ein, Fragen zu stellen und ihre Ansichten zu äussern. Sie fordern ihre Mitarbeitenden geradezu auf, ihnen zu widersprechen und sie herauszufordern. Weil gute Führungspersonen nicht Recht haben, sondern die richtige Lösung finden wollen. Das bedeutet, dass Sie als Führungsperson nicht immer die Antwort oder Lösung auf eine Problematik haben müssen. Im Gegenteil, Sie dürfen Ihre Bedenken und Überlegungen transparent machen. Denn mit dieser Offenheit schaffen Sie eine Basis für wirklich gute Auseinandersetzungen. Werfen Sie mal in die Runde: «Ich fühle mich noch nicht wohl mit dieser Lösung.» Sie werden feststellen, dass die anschliessende Diskussion in eine ganz neue Richtung einschlägt. Erstens schaffen Sie mit dieser Aussage Raum für emotionale Aspekte, die sowieso immer mitlaufen und oft unterdrückt werden. Je transparenter diese Emotionen gemacht werden, desto besser lässt sich damit arbeiten. Zudem machen Sie klar, dass Sie noch nicht zufrieden sind, ohne das Team anzugreifen. Damit spornen Sie das Team an, nach noch besseren Lösungen zu suchen. 

Sie spielen als Führungsperson eine zentrale Rolle, ob Leute sich exponieren und wachsen wollen. Oder ob wir es uns in der Komfortzone gemütlich machen. Stellen Sie sich die Frage: «Wie stärken wir den Mut und die Bereitschaft zum emotionalen Risiko?» Gehen Sie mit gutem Beispiel voran. Exponieren Sie sich. Seien Sie verletzlich. Denn nur da findet Wachstum statt.